
Ängste, Phobien, Essstörungen
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Welche Ängste und Phobien gibt es?
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Agoraphobie (Angst vor Menschenansammlungen)
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Soziale Phobie (Erröten bei sozialen Kontakten)
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Panikattacken
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Tierphobien (Spinnen, Schlangen, etc.)
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Angst vor dem Autofahren
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Verlustangst / Verlassensangst
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Klaustrophobie
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Flugangst
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Thanatophobie (Angst vor dem Tod)
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Phobophobie (Angst vor der Angst)
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usw.





Angst, Furcht, Phobie sind drei Begriffe, die im Alltag häufig durcheinandergeworfen werden, im therapeutischen Kontext aber auf jeden Fall genau differenziert werden müssen.
Angst als Basis hat normalerweise die Funktion, dass sie uns vor Gefahr warnt und entsprechende Maßnahmen ergreifen lässt. Dabei laufen vielfältige Mechanismen auf emotionaler — aber vor allem auch auf kognitiver, vegetativer und motorischer Ebene ab. Zentrale Steuerung ist dabei der Sympathikus als Teil des vegetativen Nervensystems. Es werden Stresshormone ausgeschüttet, unser Herzschlag erhöht sich, Schweiß bricht aus, die Atmung wird schneller und flacher. Unsere Aufmerksamkeit ist ganz auf die kritische Situation gerichtet.
Angst beinhaltet das Befürchten möglichen Leidens und bezeichnet somit eine Empfindungs- und Verhaltenssituation aus Ungewissheit und Anspannung, die durch eine eingetretene oder erwartete Bedrohung (zum Beispiel Schmerz, Verlust, Tod) hervorgerufen wird.
Der Begriff Angst grenzt sich von der Furcht dadurch ab, dass sich Furcht meist auf eine reale Bedrohung bezieht (gerichtete Angst), Angst ist dagegen meist ein ungerichteter Gefühlszustand. Im Deutschen werden „Angst" und „Furcht" allerdings oft synonym verwendet, obwohl es zum Beispiel statt, Angst vor dem Fliegen" eigentlich „Furcht vor dem Fliegen" heißen müsste.
In anderen Sprachen haben die von den lateinischen Wörtern „anxietas" und „pavor" abgeleiteten Wörter allerdings unterschiedliche Bedeutung, so zum Beispiel im Französischen „anxieté" und „peur".
Man muss unterscheiden zwischen realer, begründeter Angst (Furcht vor Krankheit, Unfällen, Tod, Krieg, Terror, Verlust eines nahestehenden Menschen oder vor materiellen Verlusten) und unrealistischer oder übertriebener Angst, wie sie bei den sogenannten Angsterkrankungen auftritt.
Die phobische Störung bewirkt nun, dass all diese Reaktionen auftreten — ohne dass jedoch eine tatsächliche Gefahr besteht. Dabei ist sie absolut zielgerichtet und bezieht sich auf bestimmte Objekte und Situationen, die in Folge voller Angst ertragen oder gemieden werden. Zwar weiß der Betroffene im Allgemeinen rational, dass diese Angst unbegründet ist, aber wird vollkommen von ihr überwältigt. Sie kann von ihrer Ausprägung her von einem leichten Unbehagen bis hin zu einer schweren Panikreaktion gehen. Schon die Erwartung einer bestimmten Situation kann zu einer Angstreaktion führen.
Symptome/Beschreibung von Angst
Die körperlichen Symptome der Angst sind normale, also an sich nicht krankhafte, physiologische Reaktionen, die bei Gefahr die körperliche oder seelische Unversehrtheit, im Extremfall also das Überleben sichern sollen. Sie sollen ein Lebewesen auf eine „Kampf- oder Flucht-Situation" vorbereiten.
Entsprechend gestalten sich auch die körperlichen Symptome:
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erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh- und Hörnerven werden empfindlicher
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erhöhte Muskelanspannung, erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit
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erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck
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flachere und schnellere Atmung Energiebereitstellung in Muskeln
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körperliche Reaktionen wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl
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Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden während des Zustands der Angst gehemmt.
Neben diesen individuellen Reaktionen hat das Zeigen von Angst, zum Beispiel durch den sehr charakteristischen Gesichtsausdruck oder durch Sprache, gegenüber Anderen den sozialen Sinn, um Schutz zu bitten. Diese sinnvollen angeborenen Reaktionen klingen nach Ende der bedrohlichen Situation relativ schnell wieder ab.
Diese körperlichen Symptome entstehen in verschiedenen Gebieten des Gehirns. Ausgehend von der Amygdala (dem Mandelkern) werden das Periaquäduktales Grau, der Locus coeruleus, Nucleus parabrachialis, das vegetative Nervensystem über den Hypothalamus und die sogenannte Stressachse l erregt und über den Hypothalamus gesteuert.
Tatsächlichen Krankheitswert erlangt die Angst, wenn sie nicht realistisch gesehen begründbar ist. Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst sind hier übrigens die gleichen, egal, ob es sich um eine reale Bedrohung (Straßenräuber mit einem Messer) oder zum Beispiel um eine Panikattacke aus heiterem Himmel handelt.
Wichtig zu wissen ist übrigens, dass jeder vierte Patient mit einer Angststörung über chronische Schmerzen klagt, was vermuten lässt, dass Schmerzen, die teilweise ähnliche Areale ansprechen, als Auslöser für die Angstreaktionen verantwortlich sind. Bei diesen Klienten sollten also im Zweifel zuerst der Schmerzen therapiert werden, da sich die Ängste dann gegebenenfalls von selbst auflösen können.
Häufigkeit
Da insbesondere die einfachen Phobien nicht immer das Alltagsleben beeinträchtigen, ist eine Bestimmung der Häufigkeit nicht einfach.
Es werden für die Lebenszeitprävalenz Zahlen von etwa elf Prozent für die einfachen Phobien, von etwa 13 Prozent für die soziale Phobie und von fünf Prozent für die Agoraphobie genannt. Generell treten Angststörungen bei Frauen etwa doppelt so häufig wie bei Männern auf, insbesondere ist der Unterschied bei der Agoraphobie ausgeprägt.
Panikstörung
Bei der Panikstörung kommt es zu einem wiederholten, nicht vorhersehbaren Auftreten von Panikattacken, die sich nicht auf eine bestimmte Situation, Umstände oder Auslöser beziehen.
Da eine Panikattacke jederzeit auftreten kann, ist die Gefahr des Vermeidungsverhaltens bei diesen Klienten besonders groß.
Diese Störung ist gekennzeichnet durch:
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wiederkehrende Angstattacke ohne erkennbaren Grund vegetative Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Übelkeit, Atembeschwerden etc.
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Psychische Symptome wie Gefühl der Benommenheit, Derealisationserlebnisse, Angst zu Sterben etc.
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Panikattacken können auch im Zusammenhang mit anderen körperlichen und psychischen
Störungen auftreten.
Phobie
Eine Phobie, auch phobische Störung, ist eine krankhafte, das heißt unbegründete und anhaltende Angst vor konkreten Situationen, Gegenständen, Tätigkeiten oder Personen, sprich, vor einem phobischen Stimulus. Sie äußert sich im übermäßigen, unangemessenen Wunsch, den Anlass der Angst zu vermeiden. Der Begriff Phobie wird jedoch auch im nichtmedizinischen Sinne für Abneigungen aller Art gebraucht.
Die Benennung einer spezifischen Phobie bzw. phobischen Störung wird häufig der altgriechischen Sprache entlehnt (sofern möglich) und als erste Wortkomponente dem Wort „-phobie' vorangestellt. Beispiele sind hier die Skorodophobie (Knoblauchangst), Nosokomiophobie (Krankenhausangst), Hydrophobie (Wasserangst, Wasserscheu), Thanatophobie (Angst vor dem Tod) etc. Da es aber eine Unzahl möglicher Phobien gibt und nicht jeder Therapeut die altgriechische Sprache beherrscht, geht man vermehrt dazu über, deutsche Bergriffe an den Wortanfang zu stellen.
Die spezifischen Phobien können ebenfalls weiter in folgende Subtypen unterteilt werden: Tier-Typ (zum Beispiel Spinnen, Katzen), Naturgewalten-Typ (zum Beispiel Gewitter, Wasser), Blut-Injektion/Verletzungs-Typ (zum Beispiel Injektion durch Spritze), situativer Typ (zum Beispiel Flugzeug, Fahrstuhl) und andere nicht näher bezeichnete Typen.
Im Laufe der Zeit und der Weiterentwicklung der diagnostischen Klassifikationssysteme sind einige, zuerst zu den phobischen Störungen zählende Störungsbilder an anderer Stelle untergebracht worden. Die WHO zählt beispielsweise die (nicht wahnhafte) Dysmorphophobie und die Nosophobie nicht mehr zu den phobischen Störungen, sondern zu den hypochondrischen Störungen.
Da sich prinzipiell spezifische Phobien gegen alle denkbaren Situationen oder Gegenstände entwickeln können, ist eine spezielle Bezeichnung jeder phobischen Störung auch innerhalb der spezifischen Phobien kaum sinnvoll.
Andererseits ist es für die medizinische Behandlung natürlich wichtig, die genauen auslösenden phobischen Stimuli (zum Beispiel Spinnen, Fahrstühle) zu dokumentieren, da die hier hochwirksame Verhaltenstherapie unter anderem mit der Konfrontation mit den angstauslösenden phobischen Stimuli arbeitet. Dies kann sowohl in gewöhnlicher Sprache erfolgen, als auch, wie in der Wissenschaft üblich, in geläufigen Fachausdrücken. Man kann demnach von einer Hundephobie (besser Angst vor Hunden) als auch von einer Kynophobie sprechen.
Ohne damit eine eindeutige Unterscheidung zwischen „normalen Ängsten" und phobischen Störungen zu ermöglichen, sprechen folgende Kriterien für eine phobische Störung:
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Die Angst ist der Situation erkennbar nicht angemessen.
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Die entsprechenden Angstreaktionen halten deutlich länger an als nötig wäre.
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Die besonders geartete Angst ist durch die Betroffenen weder erklärbar, beeinflussbar noch zu bewältigen.
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Die Ängste führen zu deutlichen Beeinträchtigungen des Lebens der Betroffenen.
Agoraphobie
Wörtlich bedeutet der Begriff Agoraphobie „Angst vor dem Marktplatz" (Platzangst). 2 bezeichnet sie eine Angst vor öffentlichen Räumen, Menschenansammlungen oder, allgemeiner formuliert, Situationen, von denen aus eine Flucht oder in denen das Erhalten von Hilfe im Notfall schwierig wäre. Das Hauptkriterium ist so das Fehlen eines potentiellen „Fluchtwegs".
Diese Angst tritt besonders heftig auf, wenn sich der oder die Betroffene allein an bestimmten Orten aufhält. Erkrankte Personen vermeiden häufig öffentliche Verkehrsmittel, lange Autofahrten auf Autobahnen oder abgelegenen Landstraßen, aber auch das Einkaufen oder einen Bummel durch die Innenstadt. Zum Teil sind Betroffene nur in Begleitung einer vertrauten Person in der Lage, die alltäglichen Anforderungen zu meistern. In besonders schweren Fällen kommt es zur vollkommenen Isolation, wenn Haus oder Wohnung als schützende Räume nicht mehr verlassen werden können.
Die Agoraphobie tritt häufig in Verbindung mit der sogenannten Panikstörung auf. Es wird daher vermutet, dass sich die Agoraphobie, entgegen vieler der spezifischen Phobien, nicht durch Modell-Lernen und klassisches Konditionieren entwickelt, sondern Folge einer Panikstörung ist.
Die körperlichen Reaktionen sind bei der Agoraphobie die gleichen, wie bei einer realen Angst:
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vegetative Symptome (Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, trockener Mund etc.) emotionale Symptome (Gefühl der Gefahr etc.) kognitive Symptome („Gleich sterbe ich", „Gleich breche ich zusammen" etc.)
Auf Dauer kommt es bei der Agoraphobie zu einem ausgeprägten Vermeidungsverhalten.
Symptome der Agoraphobie sind:
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Angstgefühl in einer typischen Situation.
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Befürchtung, die Kontrolle zu verlieren
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Vermeidungsverhalten
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Erwartungsangst
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Soziale Isolation
Soziale Phobien
Kennzeichnend für die soziale Phobie ist die Furcht, von anderen beobachtet und negativ bewertet zu werden, zum Beispiel bei einem Vortrag („Bestimmt fange ich an zu stottern und blamiere mich bis auf die Knochen.") oder beim Essen („Meine Hände werden zittern, die anderen glauben sicher, ich bin Alkoholiker."). Die Ängste können sehr ausgedehnt (fast alle Kontakte werden gemieden) oder eng umschrieben sein.
Ein nahes verwandtes Bild mit fließendem Übergang zur sozialen Phobie ist die sogenannte Erythrophobie, die Furcht vor dem Erröten (in Gegenwart anderer). Außerdem gibt es die Paruresis, die verhindert, dass Menschen - insbesondere Männer - in der Öffentlichkeit Wasser lassen können.
Die soziale Phobie zeigt folgende Symptome:
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Angst, im Mittelpunkt zu stehen
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Vermeidungsverhalten vegetative Symptome wie zum Beispiel Erröten
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Angst zu Erbrechen
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Selbstunsicherheit
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Wissen, dass die Symptome übertrieben sind
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Entscheidend für die Diagnose ist es, dass der Betroffene durch die Symptome massiv beeinträchtigt ist.
Spezifische (isolierte) Phobien
Hierbei handelt es sich um das, was die meisten unter einer Phobie verstehen dürften:
Die zahlreichen verschiedenen Ängste vor bestimmten Dingen oder Situationen, zum Beispiel vor Tieren (Spinnen, Schlangen, Mäuse und Ratten), Krankheiten und anderem mehr.
Nicht alle Phobien sind behandlungsbedürftig. Man kann beispielsweise mit einer Angst vor Schlangen in unseren Breiten ganz gut leben. Andererseits kann es auch hier schwerste Ausprägungen mit sehr starkem Leidensdruck geben. Die Belegung der einzelnen Formen mit komplizierten Namen bringt mit den wenigen hier schon erwähnten Ausnahmen keinen Erkenntnisgewinn für Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten und ist heute weitgehend verlassen worden.
Gemeinsam ist den drei genannten Krankheitsformen, dass durch die gedankliche (kognitive) und physische Vermeidung des angstauslösenden Gegenstands oder der Situation Angstfreiheit erreicht werden kann, was für die übrigen Angststörungen (generalisierte Angststörung, Panikattacken) nicht gilt— allerdings um den Preis unterschiedlich starker Einschränkungen des Alltagslebens.
Spezifische (isolierte) Phobien sind nach neueren Studien in der Bevölkerung recht häufig. Dennoch sucht nur ein kleiner Teil der Betroffenen fachmännische Hilfe, obwohl diese Phobien meist sehr gut auf eine Behandlung ansprechen und eine gute Prognose haben.
Kennzeichen einer spezifischen Phobie sind:
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starke Angst vor umschriebenen Objekten und Situationen
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starke Angst, die sich stark steigern kann
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wird als psychische Störung diagnostiziert, wenn die Angst den Alltag oder das Berufsleben stark beeinträchtigt
Entstehung von Ängsten und Phobien
Heutzutage geht man davon aus, dass Ängste multifaktoriell entstehen. Die ursprünglichen psychoanalytischen Theorien wurden durch biologische und lerntheoretische Theorien ergänzt.
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Laut der Lerntheorie lässt sich die Entstehung der Ängste durch operantes und klassisches Konditionieren erklären. Hierbei spielt der Teufelskreis der Angst eine entscheidende Rolle. Ebenso kann man das Vermeidungsverhalten lerntheoretisch als negative Verstärkung erklären. Das ist der Grund, warum das Vermeidungsverhalten zu einer Stabilisierung der Angst führt.
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Manche Menschen haben eine gesenkte Reizschwelle. Sie haben eine erhöhte Empfindlichkeit, die wiederum zu einer schnelleren Alarmreaktion führt. Diese gesenkte Reizschwelle kann genetische Gründe haben.
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Manchmal kann es zu einem fehlerhaften Abspeichern von Informationen kommen. Durch Komprimierungs- und Einordnungsprozessen kann es zu falschen Assoziationen kommen.
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Medikamente, Allergien, Hormone etc. können die Reizschwelle senken.
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Es kann sich eine einmalige Auslösesituation so tief einbrennen, dass eine Angst entsteht. Das sind die Fälle, in denen eine analytische Arbeit am ehesten Sinn macht.
Essstörungen
Diagnostik von Essstörungen allgemein sowie Begriffserklärung
Im ICD-IO gibt es verschiedene Störungsbilder, die unter dem Punkt Essstörungen eingegliedert sind. Die zwei wichtigsten Störungen sind an dieser Stelle die
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Anorexia nervosa (Magersucht) und die
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Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
Gemeinsam bei diesen Störungsbilder ist es, dass es zu einer Veränderung der Nahrungsaufnahme kommt. Dabei kann es sich sowohl um zu viel, als auch um zu wenig Nahrung handeln.
Das wichtigste Indiz für eine Anorexie ist das Gewicht bzw. der BMI. Dieser sollte nicht unter 17,5 liegen. Neben dem Gewicht ist der Gewichtsverlauf, d. h. die Schnelligkeit der Gewichtsabnahme, von Bedeutung.
Um die Angaben zum Essverhalten richtig bewerten zu können ist es wichtig, die normative altersbezogene Einstellung und den kulturellen Hintergrund zu kennen. So kann eine intensive gedankliche Beschäftigung mit dem Essen auch das Resultat einer asketischen Idee im spirituellen Kontext sein.
Aber auch differentialdiagnostisch ist eine Appetitlosigkeit bei anderen Störungsbildern, wie beispielsweise einer Depression, zu finden.
Der Gedanke „dick zu sein" ist besonders bei Frauen, aber auch zunehmend Männern, in der westlichen Welt sehr häufig.
Der Aspekt des pathologischen ergibt sich dabei nicht allein aus dem Vorhandensein dieses Gedankens, sondern dass dieser Gedanke sehr viel Raum einnimmt, die Betroffenen keine kritische Distanz dazu einnehmen und diese Gedanken das Selbstwertgefühl noch erheblich vermindert oder dadurch schädigendes Verhalten gefördert wird.
Die Rolle des BMI
Der BMI stellt für die Diagnosestellung der Anorexie einen wichtigen Parameter dar. Er berechnet sich aus dem Gewicht, geteilt durch die Körpergröße im Quadrat.
Er wird unterteilt in:
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BMI < 16 - hochgradiges Untergewicht
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BMI von 16 bis 16,99 - mäßiges Untergewicht
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BMI von 17 bis 18,49 - leichtes Untergewicht
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BMI von 18,5 bis 24,99 - Normalgewicht
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BMI von 25 bis 29,99 - Übergewicht
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BMI von 30 bis 34,99 - Adipositas I
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BMI von 35 bis 39,99 - Adipositas Il
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BMI von > 40 - Adipositas III
Bei einem BMI unter einem Wert von 15 bei Erwachsenen sollte eine Krankenhausbehandlung erfolgen.
Ein BMI unter 13 stellt bezüglich der möglichen Mortalität eine besondere Gefährdung dar.
Anorexia nervosa
Unter Anorexie versteht man eine Erkrankung, bei der durch bestimmte Verhaltensweisen, wie zum Beispiel restriktives Essverhalten, ein Gewichtsverlust herbeigeführt wird. Das Körpergewicht liegt bei einem BMI unter 17,5. Die Betroffenen zeigen, trotz bestehenden Untergewichts, die Angst dick zu sein und haben ein deutliches Bestreben nach Schlankheit.
Die Betroffenen leiden unter einer Körperschemastörung. Sie nehmen sich trotz Untergewichts als zu dick wahr. Ihr Selbstwertgefühl hängt sehr stark von der Fähigkeit ab, das Körpergewicht kontrollieren zu können.
Um Körpergewicht zu reduzieren oder niedrig zu halten, wird die Nahrungszufuhr eingeschränkt, zum Beispiel durch Beschränkung der Nahrungsmenge oder selektive Nahrungsauswahl. Zusätzlich kann es zu exzessiven sportlichen Betätigungen, selbstinduziertem Erbrechen oder Abführmittelmissbrauch kommen.
Durch den Entzug von Nahrung kommt es zu Konsequenzen auf körperlicher und der psychischer Ebene. So kommt es zu Störungen in dem endokrinologischen System, was bei Frauen zu einem Ausbleiben der Monatsblutung führen kann. Bei Kindern kann es zu einer Verzögerung der Pubertät kommen.
Auf der psychischen Ebene herrscht zu Beginn oftmals ein positives Gefühl der Leichtigkeit,
Kontrolle und Euphorie, das später in Gleichgültigkeit und Aggression umschlagen kann. Das Erleben des eigenen Körpers verändert sich. Während andere Menschen realistisch wahrgenommen werden, wird der eigene Körper unabhängig vom Untergewicht häufig als unförmig und „fett" erlebt.
Oftmals beginnt die Anorexie mit einem harmlos wirkenden Diätverhalten. Anerkennung anderer Menschen auf die Gewichtsabnahme können hier als positiver Verstärker wirksam werden. Dieser trifft auf ein geringes Selbstwertgefühl und eine ausgeprägte Verunsicherung in der Phase des Erwachsenwerdens. Das führt dazu, dass eine erneute Gewichtszunahme unbedingt vermieden werden muss. Eine Kontrolle des Gewichts wird oft gleichgesetzt mit dem Gefühl, das eigene Leben unter Kontrolle zu haben.
Da diese schwere Erkrankung zu einer Unterbrechung der körperlichen und seelischen Entwicklung führt, verpassen die Betroffenen wichtige soziale und sexuelle Erfahrungen und erleben Einbrüche in der schulischen und psychischen Entwicklung.
Das ausgeprägte Untergewicht sorgt in Folge nicht selten zu besorgten Reaktionen des Umfelds, wie zum Beispiel der Familie. Die Betroffenen selbst sehen dies aber in der Regel nicht, sodass es in Familien häufig zu Spannungen kommt. Typischerweise suchen die Klienten nicht selbst Hilfe, sondern kommen oftmals in Folge massiven Drucks ihrer Angehörigen.
Entstehung der Anorexie
Viele Einflüsse, die zur Entstehung von Anorexie beitragen, sind identifiziert worden. Es gibt allerdings kein allein gültiges, geschlossenes Erklärungsschema für Magersucht. Oftmals spielen persönliche, familiäre oder gesellschaftliche Belastungen eine herausragende Rolle.
Im Folgenden sollen verschiedene Modelle und potentielle Ursachen für die Entstehung einer Anorexia nervosa herangezogen werden.
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Veränderungen in der Entwicklung: Manchen jungen Frauen und Männern fällt es schwer, mit der erwachenden Sexualität, den dramatischen körperlichen Veränderungen, den Anforderungen des Erwachsenwerdens und dem Abnabeln von den Eltern fertig zu werden. Diese Jugendliche kommen mit ihrer Entwicklungsaufgabe nicht zurecht. Da sie nur schlecht damit zu Rande kommen, versuchen sie unbewusst, Halt zu finden, indem sie sich die totale Kontrolle über ihr Gewicht verschaffen. Ihr Verhalten wirkt wie ein verzweifelter Versuch, in die Präadoleszens zurückzukehren.
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Mangel an Selbstachtung: In der Gesellschaft wird heute schlank mit schön gleichgesetzt. Die falsche Schlussfolgerung ist: Je schöner man sein will, desto schlanker muss man sein. Betroffene haben ein sehr niedriges Selbstwertgefühl. Keine Magersüchtige beabsichtigt von Anfang an, sich aufs Skelett abzumagern. Das einzige, was sie sich wünschen, ist ein besseres Gefühl sich selbst gegenüber zu erlangen. Magersüchtige wollen etwas Besonderes sein: Deshalb möchten sie schlanker sein als alle anderen. Egal wie viel sie abnehmen, der Selbstwert wird nie besser.
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Gesellschaftliche Normen: In den westlichen Kulturen gibt es eine allgemeine Fixierung auf das Äußerliche. Nur wenn ich schlank bin, bin ich schön und kann eine eigene Identität aufbauen.
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Gestörte Familien: Manche Personen mit Essstörungen stammen aus Familien, die zwar nach außen hin gut angepasst wirken, in denen aber gravierende Probleme existieren: Alkoholismus, Kälte und Mangel an Zuneigung, Konflikte werden nicht gelöst, Eheprobleme der Eltern. Oft auch Trennung.
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Weitere Faktoren: Es gibt auch biologische Faktoren die eine Magersucht unterhalten und auch für die ernste Prognose verantwortlich sind, so zum Beispiel Funktionsstörungen bestimmter Neurohormone/Botenstoffe im Gehirn. Dass es eine erbliche Komponente bei der Entstehung der Anorexia nervosa gibt, haben eine Reihe von Zwillingsstudien und populationsgenetischen Untersuchungen ergeben.
Bulimia nervosa
Die Bulimie ist erst in den 80er Jahren als eigenes Krankheitsbild beschrieben worden. Vorher wurde diese Störung der Magersucht zugeordnet oder als unspezifische Essstörung beschrieben worden.
Die Hauptsymptomatik besteht aus Essanfällen, die von kompensatorischen Verhaltensweisen gefolgt werden. Die Klienten befürchten durch die Essanfälle an Gewicht zuzunehmen und setzen daher Erbrechen und andere gewichtsreduzierende Maßnahmen ein, um entgegenzuwirken. Dazu können Diäten, Fasten oder auch Medikamentenmissbrauch gehören. Ein Essanfall ist definiert durch eine Aufnahme einer großen Nahrungsmenge und dem Gefühl, nicht kontrollieren zu können, was und wie viel gegessen wird. Viele Betroffene berichten zusätzlich von Essanfällen, bei denen die Nahrungsaufnahme nicht sehr groß ist, aber auch das Gefühl eines Kontrollverlusts besteht.
Viele Klienten haben ein gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl und depressive Verstimmungen. Das Selbstwert ist stark an das eigene Körperbild geknüpft, was zu einem strikten Diätverhalten führt, welches wiederum kaum einzuhalten ist. Durch den ständigen Hungerzustand werden Essanfälle begünstigt, die wiederum kompensatorisches Verhalten wie Erbrechen und erneute Streben nach einer Diät zur Folge hat. Die Gedanken drehen sich oft um das Thema Figur und Aussehen. Diäten sind in der Krankheitsgeschichte oft vorhanden und das Essverhalten ist unregelmäßig. Das Gefühl zuzunehmen, ist für viele Klienten unerträglich. Aus Schamgefühl wird die Krankheit oftmals geheim gehalten.
Neben Essanfällen zeigen Klienten mit Bulimie häufig auch selbstverletzendes Verhalten, zum Teil auch mit einer Komorbidität mit einer Borderline-Störung. Die Therapie sollte in diesem Fall nicht mit Hypnose durchgeführt werden, da es als eine Kontraindikation anzusehen ist.
Entstehung der Bulimie
Es gibt viele Faktoren, die dazu beitragen, dass man eine Bulimia nervosa entwickelt. Deshalb spricht man auch von einem multifaktoriellen Modell.
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In vielen Fällen gelingt es Bulimikern nicht, ihr Gewicht durch Diäten niedrig zu halten. Das heißt, sie haben trotz mehrfacher Versuche niemals genug abgenommen, um als anorektisch klassifiziert zu werden.
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Schätzungsweise ein Viertel aller Bulimikern haben eine Vorgeschichte mit Anorexie. Manchmal entwickelt sich Bulimie aus Fastenkuren. In Folge verfallen Betroffene in das andere Extrem und essen hemmungslos, versuchen aber weiterhin, ihr Gewicht durch Abführmittel oder Erbrechen unter Kontrolle zu halten.
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Auch veränderte Rollenerwartung in der Pubertät können diese Essstörung auslösen bzw. aufrechterhalten. Auf Grund von bestimmten Einflüssen durch die Familie oder der jeweiligen Peer-Group kommt es bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zu einem Selbstwertdefizit. Sie versuchen, ein gesellschaftliches Schönheitsideal zu erreichen, und damit das mangelndes Selbstwert auszugleichen.
Die Konsequenz daraus ist ein rigides, und restriktives Essverhalten. Dieses Essverhalten ist also als eine notwendige, keinesfalls aber hinreichende Voraussetzung für eine Bulimie zu werten.
Hinzu kommt oftmals noch eine genetische Veranlagung.
Konsequenzen
Psychisch kann die Ess-/Brech-Sucht genauso belastend sein wie Magersucht. Sie verursacht jedoch in den meisten Fällen weniger ernste Schäden als die Anorexie. Die Sterblichkeit ist ebenfalls weitaus geringer. Im Gegensatz zur Anorexie wird der Schaden nicht durch den Gewichtsverlust verursacht, sondern durch die Abführ- oder Brechmittel.
Körperliche Folgen einer Bulimia nervosa können sein:
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Zerstörung von Zahnschmelz: Bulimie wird häufig erstmals vom Zahnarzt diagnostiziert. Durch den häufigen Kontakt mit der Magensäure beim Erbrechen wird der Zahnschmelz stark angegriffen.
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Veränderung der Ohrspeicheldrüse: Die unterhalb des Ohrs gelegenen Ohrspeicheldrüsen (jene Drüsen, die bei Mumps anschwellen) können sich durch das Erbrechen vergrößern. Dadurch kann das Gesicht rundlicher wirken. Diese Tatsache machen sich magersüchtige Frauen zunutze, die nach Fressanfällen auch erbrechen (Purging/bulimischer Typus). Da sie besser genährt aussehen als sie sind, können sie ihren übermäßigen Gewichtsverlust eher verleugnen.
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Schädliche Wirkungen von Abführmitteln: Der Missbrauch von Abführmitteln kann ernste Probleme verursachen, die bis zur Abhängigkeit von Laxativa führen können. Wenn die Betroffenen dann schließlich auf Abführmittel verzichten wollen, kann es mehrere Monate dauern, bis sich die Darmfunktion wieder normalisiert hat.
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Pankreatitis: Die Bauchspeicheldrüsenentzündung äußert sich in Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Tachykardie.
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Notfälle: Bulimie kann auch bedenkliche Notfälle auslösen, die eine sofortige stationäre Behandlung erfordern. Zu den potentiellen Lebensgefahren zählen Herzrhythmusstörungen oder Speiseröhrenrupturen durch das Erbrechen und Magenrisse durch das Überessen. Herzrhythmusstörungen erfolgt durch Kaliumverlust bzw. Kaliummangel, der durch häufiges Erbrechen herbeigeführt wird.
Weitere Essstörung:
Binge Eating (Beginn und Ende der Essanfälle sind schwer zu definieren)
(Quelle: Thermedius@-Institut V)